RASSEPORTRÄT - Rhodesian Ridgebacks of Kitani - VDH-Züchter in Fellbach bei Stuttgart

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RASSEPORTRÄT
Das nachfolgende Rasseporträt wurde im August 2014
im Schweizer Hundemagazin veröffentlicht.
Verfasst wurde es von Frau Annemarie Schmidt-Pfister,
einer langjährigen Züchterin und Liebhaberin der Rasse
(www.ridgebacks-makololo.ch).











Der Rhodesian Ridgeback – Kein Hund für jedermann

Trotz des entbehrungsreichen Lebens, das er einst in seiner Heimat geführt hat, ist der Rhodesian Ridgeback tief in seinem Innern gar nicht der harte Bursche, als der er oft erscheint oder von Nichtkennern der Rasse dargestellt wird. Er ist weder ein «Sklavenjäger», noch passt er zu dem unsäglich dummen Bild des weissen Jägers, der mit seiner Stiefelspitze auf den «Big Five», Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und Büffel, posiert. Im Gegenteil: Er hat ein sensibles Gemüt und einen klugen Kopf. Kadavergehorsam ist ihm fremd – er hat über Generationen gelernt mitzudenken. Was schön ist – ein Zusammenleben aber nicht immer ganz einfach macht!
  Der Rhodesian Ridgeback in Kürze

  • Die FCI hat den Rhodesian Ridgeback unter der Standard-Nummer 146 bei den Laufhunden eingeteilt. Grösse und Gewicht betragen für Rüden 63 cm bis 69 cm und 36,5 kg, für Hündinnen 61 cm bis 66 cm und 32 kg. Rüden wiegen indes oft über 40 kg.
  • Zur Fellpflege genügt gelegentliches Bürsten. Auch der Rhodesian Ridgeback wechselt jahreszeitlich bedingt sein Fell. Schon mancher Ridgeback-Halter hat gestöhnt beim Versuch, die kurzen «Stachelhaare» von seinen Autopolstern zu bürsten!
  • In jedem Wurf können Welpen mit fehlerhaftem (zu wenige, zu viele oder asymmetrische Crowns) oder ohne Ridge vorkommen. Dabei handelt es sich um rein kosmetische Fehler. Wer kein Interesse an Ausstellungen und Zucht hat, wird auch an einem solchen Ridgeback viel Freude haben.
  • Neben  Ridgebacks mit schwarzem Nasenspiegel kommen auch solche mit brauner Nase vor, sogenannte Rotnasen oder Livernoses. Ihre Augenfarbe darf passend zur Nasenfarbe heller sein und ihr Knochenbau ist in der Regel etwas feingliedriger als bei den schwarznasigen Geschwistern. Livernoses haben eine eigene eingeschworene Fan-Gemeinde.
  • Der Ridgeback ist, wenn er mit Kindern gut sozialisiert wurde, kinderlieb, eignet sich aufgrund von Grösse und Gewicht aber eher für grössere Kinder.
Aus dem 16. Jahrhundert kennen wir Berichte von portugiesischen Seefahrern über "Hottentotten-Hunde", denen das Haar auf dem Rücken "verkehrt wuchs" und "die an Schakale erinnerten", aber "überaus brauchbar und treu ihren Herren dienten und einen wilden Mut vor Löwen zeigten". Als später Engländer und Buren das damalige Rhodesien besiedelten, führten sie auf ihrem Treck Gebrauchshunde mit, die aus Kreuzungen mit diesen "Hottentotten-Hunden" entstanden waren und von denen viele einen auffälligen Rückenkamm trugen.
Auswahl der Besten

Als der Grosswildjäger Cornelius van Rooyen sich um 1880 zwei dieser Ridge-tragenden Hunde, Powder und Lorna, von dem Missionar Charles Helm auslieh, war ihr Einsatz als Wach- und Jagdhunde so erfolgreich, dass sich die Farmer und Jäger um deren Nachkommen rissen. Dies war die eigentliche Geburtsstunde der Rasse, die vorerst «Lion Dogs», später dann «Pronkrugs» (Prunkrücken) und ab 1926 Rhodesian Ridgebacks genannt wurde. Auf der Jagd war es Aufgabe der Hunde, zu dritt oder viert den Löwen aufzuspüren und abzulenken, bis der Jäger zum Schuss kam. Deshalb mussten die «Lion Dogs» ausdauernd und mutig, aber auch vorsichtig, schnell und wendig sein. Wer es nicht war, hatte keine grosse Lebenserwartung. Es war eine natürliche Auswahl der Besten. Bis heute hat sich der Ridgeback dieses vorsichtige Auf-Distanz-Gehen bewahrt.
Weder Modehund noch Statussymbol

1922 gründete der Postmeister Francis R. Barnes in Bulawayo/Südrhodesien einen Zuchtclub, der den Standard nach dem Muster der Dalmatiner erarbeitete; 1926 wurde er international anerkannt. In der Folge verbreitete sich der Ridgeback über den ganzen südafrikanischen und ostafrikanischen Raum und kam im Gefolge heimreisender Weisser in den Vierziger- und Fünfzigerjahren auch nach Europa und Amerika, wo ihn anfangs kaum jemand haben wollte. Inzwischen hat er so viele Anhänger gefunden, dass Rassekenner die Entwicklung mit Sorge verfolgen: Der Rhodesian Ridgeback mit seiner naturverbundenen Geschichte und seinem mimosenhaften Wesen, vereinigt mit urwüchsiger Kraft und einer rechten Portion Selbstsicherheit, eignet sich nämlich so gar nicht als Modehund; und in die Hände von unerfahrenen Hundehaltern gehört er ebenso wenig wie in die Hände jener, die ein modisches Statussymbol suchen, das zum neuen Auto passt.
Farbe wie ein reifes Ährenfeld

In der Regel ist es das Erscheinungsbild des Rhodesian Ridgeback, das einen zuerst einnimmt: ein stattlicher, muskulöser und dennoch eleganter Hund mit weizenfarbenem Kurzhaarfell und einem merkwürdigen Fellstrich auf dem Rücken. Dieser sogenannte Ridge ist das Markenzeichen der Rasse: Er beginnt laut Standard direkt hinter dem Schulterblatt mit der «Box» und reicht in einem sich verjüngenden Kamm von Haaren, die in die entgegengesetzte Richtung wachsen, bis zu den Hüfthöckern, wobei zwei Haarwirbel (Crowns) links und rechts symmetrisch platziert sind. Vor allem aber ist es der Blick des Rhodesian Ridgebacks, der einen gefangennimmt. Ein Blick, der gleichzeitig distanziert-unverwandt und herausfordernd-würdevoll ist und den Wunsch weckt, diesen Hund zum Freund zu haben.

Ein guter Ridgeback zeigt viele Facetten von Schönheit: Er ist gross, aber nicht molossoid, kraftvoll, aber nicht plump, elegant, aber nicht zierlich.

Das Erscheinungsspektrum innerhalb der Rasse ist breit – entsprechend dem Erbe der vielen europäischen Hunderassen (vom Airedale über Mastiff, Greyhound, Pointer und Setter bis zum Bloodhound), die von den weissen Kolonialherren in den Ur-Typ des Khoi-San-Hundes eingekreuzt wurden. Wichtig indes ist das gesunde Mittelmass: Der Rhodesian Ridgeback soll kein Hund der Extreme, sondern in Erscheinung und Eigenart ausgewogen und harmonisch sein – «sound», wie die Pionierzüchter es nannten.

Laut Standard erinnert die Farbe des Rhodesian Ridgeback an das Rotgold eines reifen Ährenfelds – mit all den satten Beige-, Ocker- und Rottönen der afrikanischen Erde im kurzen, niemals struppigen, aber auch nicht seidigen Fell. Kleine weisse Abzeichen an Brust und Pfoten sind erlaubt,  ebenso schwarze Haare an den Ohren und im Gesicht; weiss «gestiefelte» Beine und schwarze Stichelhaare am Körper allerdings nicht. Unterwolle hat der Rhodesian Ridgeback keine; dennoch gewöhnt er sich recht gut an unseren europäischen Winter und tobt gerne im Schnee. Einzig nasskalten Nieselregen, Schneematsch und Bindfadenregen liebt er ebenso wenig wie  wir.
Gesundheit und Wesen

Wichtiger als Farbe und Schönheit sind allerdings Wesen und Gesundheit. Für beides ist die sorgfältige Auswahl genetisch zusammenpassender Elterntiere Voraussetzung. Im 1980 gegründeten Rhodesian Ridgeback Club Schweiz (RRCS) darf nur züchten, wer regelmässig kynologische Weiterbildungskurse besucht. Zur Ankörung werden ausschliesslich Hunde mit gesunden Hüft-, Schulter und Ellbogengelenken zugelassen, d. h. solche, die von Ellbogendysplasie (ED) und Osteochondrose (OCD), einer Knochen-Knorpel-Erkrankung beim Junghund, frei sind. Die Hüften müssen bezüglich Hüftgelenksdysplasie (HD) geröntgt werden. Es dürfen nur HD-freie Tiere miteinander verpaart werden oder ein HD-freies (HD A) mit einem, bei dem allenfalls Verdacht auf HD besteht (HD B).  Zuchtausschliessend sind genetische Defekte wie z. B. Ruten- oder Kieferfehler oder Dermoid Sinus, eine Art Hautzyste, die beim Rhodesian Ridgeback auftreten kann.

An der Körung (Zuchtzulassung) werden die Hunde von einem auf diese Rasse spezialisierten Richter in Bezug auf ihr Exterieur und von zwei Wesensrichtern auf ihr Wesen geprüft – in die Zucht darf nur, wer frei  ist von Ängstlichkeit und Aggression. Welpen werden vor der Abgabe vom Tierarzt untersucht, mehrmals entwurmt, geimpft und gechippt und erhalten ein offizielles Abnahmeprotokoll. Jede Zuchtstätte wird vom Zuchtwart kontrolliert. Zwischen Würfen mit mehr als acht Welpen liegt  für jede Hündin eine «Babypause» von mindestens einem Jahr. Die Welpen  wachsen in der Familie auf und werden vom verantwortungsbewussten Rasseclub-Züchter sorgfältig geprägt und sozialisiert, d. h. sie lernen, mit Menschen, andern Tieren, Artgenossen und allen nur denkbaren Umweltreizen umzugehen.
Welpen nur in beste Hände

Seit Jahren besteht eine starke Nachfrage nach Ridgeback-Welpen, und es wäre ein Leichtes, sie ohne grosses Federlesen zu platzieren. Genau dies wird der seriöse Züchter aber nicht tun; das «Federlesen» ist er seinen Welpen und der Rasse schuldig. Mit seiner eigenständigen Art ist der Ridgeback nämlich eines ganz sicher nicht: ein Hund für jedermann. Was soll ein verantwortungsbewusster Züchter denken, wenn Welpenkäufer nicht bereit sind, sich auf eine Warteliste setzen zu lassen? Und diese Wartezeit zu nutzen, indem sie sich – Vater, Mutter und Kinder, die nicht mehr im Babyalter sein sollten – mit den Bedürfnissen des künftigen Familienmitglieds und auch mit «ihrem» Züchter vertraut zu machen? Immerhin wird dieser Ridgeback zehn bis dreizehn Jahre lang den Alltag mit der Familie teilen. Da bleibt definitiv kein Platz für doppelte Berufstätigkeit und schon gar nicht für jede Menge anderer Freizeitvergnügen neben dem Hund. Und was anderes als «Nein!» soll der Züchter der Familie sagen, die schon im Voraus ankündigt, dass sie den Welpen zwei Tage pro Woche bei den 80-jährigen Grosseltern in Obhut geben und fünf Wochen Ferien in der Karibik verbringen will? Der Hund sei so lange «gut versorgt» in der (teuren!) Tierpension, denn schliesslich «könne man es sich finanziell leisten»…

Heute, in einer Zeit, da der Hund in unserer Gesellschaft vielerorts zum Feindbild geworden ist und auch der Rhodesian Ridgeback schneller auf der schwarzen Liste landet, als man denken kann – z. B. in den Kantonen  Wallis und Freiburg sowie seit dem 1. Januar im Kanton Glarus – , muss ein seriöser Züchter seine Interessenten auf Herz und Nieren prüfen, ehe er ihnen einen Welpen anvertraut. Und er muss ihnen auch klar machen, dass es kein Ausweg ist, stattdessen einen Rhodesian Ridgeback als  günstiges Schnäppchen per Inserat, Internet oder vom dubiosen Dissidenz-Händler zu erwerben. Solche Welpen werden nämlich eins-zwei-drei aus der «Vermehrungsanstalt» beschafft und haben fast immer gesundheitliche und psychische Probleme, weil sie ihrer Mutter viel zu früh weggenommen und – anders als beim verantwortungsbwussten Rasseclub-Züchter – nicht sozialisiert wurden. Sie mögen im Moment halb so viel kosten wie ein SKG/FCI-Welpe, auf lange Sicht werden sie aber ihren Besitzer teuer zu stehen kommen. Und meist auch den Rasseclub, der dann später in der Not zu Hilfe gerufen wird.
«Machos» mit viel Temperament

Als  ausgesprochen spätreife Rasse brauchen Rhodesian Ridgebacks zwei bis  drei Jahre, um wirklich erwachsen zu werden – auch «im Kopf». Während  dieser Zeit sind sie das, was man einen «Temperamentbolzen» nennt: stets  zu Unsinn bereit und nie zu müde, um nicht gleich wieder von vorne  anzufangen. Im Spiel mit Artgenossen sind Ridgebacks oft so grob und  ausgelassen, dass mögliche Spielpartner bzw. deren Zweibeiner nicht  selten einen grossen Bogen um sie machen. Ridgebacks sind klug und  lernen schnell, aber auf die Welpenzeit folgt die Pubertät, in der alles  vergessen scheint, was vorher gelernt wurde. Anschliessend rutschen die  meisten jungen Rüden fast nahtlos in ein Macho-Gehabe, das  seinesgleichen sucht: Da wird gegenüber anderen Rüden imponiert und  durchaus auch einmal attackiert, dass die Zweibeiner manchmal fast  verzweifeln. Und auch Hündinnen können gegenüber Geschlechtsgenossinnen  rechte «Zicken» sein. Im Alter von vier bis fünf Jahren wird der  Rhodesian Ridgeback in der Regel merklich ruhiger.
Auslastung ist wichtig

Ob der Rhodesian Ridgeback wirklich eine Villa mit Garten braucht, darüber lässt sich streiten. Mit Sicherheit liebt er ein flackerndes Kaminfeuer und die warme Fussbodenheizung; wichtiger aber ist es ihm, bei seinen Menschen sein zu können. Er geniesst das Sonnenbad im Garten, aber noch mehr liebt er es, gemeinsam mit Herrchen oder Frauchen durch Wald und Wiese zu streifen. Ein gesunder ausgewachsener Ridgeback braucht mindestens zwei Stunden Bewegung pro Tag. Als Laufhund wird er auch bei mehr Aktivität begeistert mitmachen.

Über Generationen wurde der Rhodesian Ridgeback in seiner afrikanischen Heimat nicht nur als Wachhund auf der Farm gehalten, sondern auch als Jagdhund auf wehrhaftes Grosswild im Busch eingesetzt und selektiv darauf gezüchtet. Ein Wächter mit ausgesprochen territorialem Verhalten ist er auch heute noch und ein passionierter Jäger dazu. Ein Schelm, wer etwas anderes erzählt! Man tut daher gut daran, diese Qualitäten entweder zu nutzen oder sie unter Kontrolle zu bekommen. Die Alternative ist, eine geeignete Ersatzbeschäftigung anzubieten, z. B. Fährtenarbeit, Agility, Coursing oder Mantrailing; auch Schnüffelspiele und Abenteuerspaziergänge sowie Wanderungen oder Touren als Velo- oder Reitbegleiter sind geeignet – allerdings erst ab einem Jahr und nach einigem Erziehungs-ABC! Nur eines mag der Ridgeback nicht: gar nichts tun. Dann wird er sich, klug und selbständig wie er ist, selbst eine Beschäftigung suchen und die entspricht dann vielleicht nicht immer den Vorstellungen seines Halters und dessen Umgebung.
Rohdiamant – mit Schliff bitte

Der  Rhodesian Ridgeback ist unter den Hunden ein hochkarätiger Diamant,  aber ein Rohdiamant, bei dem es auf den guten Schliff ankommt! Genau der  ist auch beim zugehörigen Menschen wichtig; und wer nicht bereit ist,  daran zu arbeiten, tut sich, der Rasse und seiner Umgebung vielleicht  den grösseren Gefallen, keinen Ridgeback anzuschaffen. Ist jemand  hingegen willens, sich mit allem, was er hat – Zeit, Energie, Nerven,  Geduld und vor allem viel Liebe – auf den Rhodesian Ridgeback  einzulassen, wird er einen wunderbaren Hund an seiner Seite haben.
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